Im Coffee Break genießt man authentisch polnische Piroggen und wahre Gastfreundschaft. Die Atmosphäre ist warm und herzlich, niemals hektisch, auch wenn gerade zur Mittagszeit richtig was los ist!
Wenn die Inhaberin Violetta Tryba vom Angebot ihres Cafés spricht, kommt sie unweigerlich ins Schwärmen. Sie kocht alles selbst, damit alles „Hand und Fuß“ hat. Dabei ist die Auswahl an Gerichten einfach überwältigend, zumal sie zum Teil täglich wechseln.
Bis sie Frau Tryba im Coffee Break besuchen, um ihr ehrliches Lachen zu erleben, können Sie hier den Interviewtext lesen.
Seit wann gibt’s das Coffee Break?
Seit ganz genau dem 14. Dezember 2011, das war an meinem Geburtstag. Ich dachte mir: „Neues Jahr und Neuanfang, man kann beides zusammen feiern!“
Was haben Sie davor gemacht?
Ich bin vom Beruf Industriefachwirtin. Früher habe ich für Siemens gearbeitet, sowie freiberuflich als Marketingberaterin für Osteuropa. Ich wollte aber etwas Persönliches machen und so ein Café hat immer seinen ganz eigenen Touch. Man kann alles selbst gestalten, viele Ideen umsetzen.
Woher kommen Sie?
Aus Polen, aber ich kam schon sehr früh direkt nach Berlin. Es war 1988, mit meiner Familie, zwei Kindern. Damals brauchte man für Berlin kein Visum und ich wollte eigentlich weiter ziehen, aber ich bin doch in Berlin hängen geblieben. Ich wohnte in der Bremer Straße in Moabit, später in der Birkenstraße. Irgendwann fand ich es hier nicht mehr schön und bin weggezogen, zuerst nach Haselhorst und danach nach Charlottenburg, aber dabei dachte ich mir: „Eines Tages komme ich zurück“, und da bin ich!
Was sind Ihre ersten Moabit-Erinnerungen?
Damals waren die Häuser noch nicht so schön, aber dafür die Markthalle wunderschön! Man hatte das Gefühl, im Süden zu sein. Es war schon ein Highlight! Und auch die Turmstraße war ganz anders: mit Butter Lindner, Hussel, Hertie, Leiser, Ebbinghaus … ja, eine ganz andere Straße!
Weshalb steht das Coffee Break hier in Moabit?
Also wenn schon, dann sollte es in Moabit sein! Ich mag die Menschen hier, und es ist nicht so Schickimicki wie andere Bezirke. Irgendwann habe ich erfahren, dass der Laden hier schon sechs Jahre leer stand. Eine totale Bruchbude! Ich habe ihn meinem Papa gezeigt und ihm gesagt: „Guck nicht, wie das hier aussieht“. Ich hatte schon alles vor meinen Augen, wie es werden würde. Ich habe drei Monate lang alles renoviert und drei Container voller Schutt weggebracht, obwohl dir Räume eigentlich leer waren.
Was haben Sie für Kundschaft?
Die meisten Kunden wohnen hier in der Straße. Und es gibt auch viele kleine Firmen wie ein Tonstudio und Architektenbüros, die kommen zum Mittagessen. Am Nachmittag kommen dann wieder die Menschen aus der Nachbarschaft, viele Intellektuelle und Leute der gehobenen Schicht, oft mit ihren Kindern zusammen.
Was ist die Motivation Ihrer Gäste, hierherzukommen?
Ich schicke jeden Sonntag den Firmen eine E-Mail mit den Tagesgerichten der kommenden Woche. Es ist schon wichtig, denn es kommen immer die gleichen Leute, auch zwei- bis dreimal die Woche, und die wollen ja Abwechslung. Manchmal gibt es abends Veranstaltungen, meist Musiker aus Berlin, oft Jazz. Aber sogar Künstler aus Kanada haben wir mal gehabt! Es wird eine Bühne aufgebaut und es ist offen für alle, ohne Eintritt. Zum Schluss wird eine Spendendose rumgereicht.
Was wird am meisten bestellt?
Auf jeden Fall die Tagesgerichte und die Salate. Jetzt umso mehr, weil sie alle abspecken wollen [lacht]. Auch die Crêpes werden sehr gerne gegessen: Ich habe verschiedene herzhafte Sorten, die ich mir selbst ausgedacht habe. Zum Beispiel mit geschmolzenem Käse, Salat und Frischkäse. Das wird so ein Apparat … [öffnet die Arme] ich wickele es dann zusammen und alle meinen: „Das kann man ja gar nicht alles essen“, aber sie kaufen es immer wieder [lacht wieder]. Kaffee wird viel getrunken, und Eistee, auf meine Art und Weise mit Limette und Mango gemacht.
Wer sind Ihre Mitarbeiter?
Ich habe drei Studentinnen, die immer wieder einspringen. Sie wohnen alle im Kiez, zum Teil direkt nebenan bzw. auf der anderen Straßenseite. Sie müssen nicht lange reisen und für mich ist es auch sehr praktisch, gerade wenn mal Not am Mann ist.
Was ist Kurioseste, was hier je passiert ist?
Ich habe ja den Nikolaus als Kunden. Ein sehr netter Mann, 70 Jahre alt und ganz tüchtig, er fährt immer mit seinem Motorrad durch die Gegend. Er arbeitet, soweit ich weiß, als Nikolaus. Einen Samstag kam er zum Brunchen und wollte, dass ich ihm eine gemischte Frühstücksplatte zusammenstelle, weil sein Vater Geburtstag hat – er lebt zwar nicht mehr, aber er würde sich sicher drüber freuen. Also habe ich ihm so eine Platte gemacht, mit allem schön drauf. Zum Schluss wollte er die Platte aber noch nicht mitnehmen, weil sein Vater erst am Mittwoch Geburtstag haben würde. „Na ja, bis dahin ist ja alles nicht mehr frisch …“, habe ich eingewendet, aber das war ihm egal. Und am Mittwoch hat er tatsächlich die Platte abgeholt, um mit seinem Vater zu feiern. Ein ganz feiner Kunde!
Moabit war …
… viel gehobener. Es war einfach herrlich hier, man brauchte gar nicht wegzugehen, um einzukaufen, weil man alles da gehabt hat.
Moabit wird …
… sich verändern. Man sieht es gerade hier in der Straße, es gibt einen riesigen Wandel, es wird viel renoviert. Ich hoffe, dass die Entwicklung nicht zu rasant ist. Und ich hoffe, dass die Nordseite der Turmstraße nicht abgeschottet wird.
Moabit braucht …
Also ich finde, es wird schon sehr viel gemacht, gerade durch das Quartiersmanagement. Natürlich würde ich gerne mehr Möglichkeiten haben, um einkaufen zu können. Aber man sieht, dass sich was tut und es ist gut so.