Wer überragenden Kaffee sucht, der sollte ins Fiaker, ein Caféhaus mit eigener Rösterei. Man bekommt nach Lust und Geschmack unterschiedliche Kaffeesorten und auch die geheime Hausmischung, die in der Regel für die Kaffeespezialitäten verwendet wird, ist besonders fein abgestimmt. Im Fiaker wird jedes Detail bedacht, ohne die Grenzen des Spießertums zu berühren: Die persönlichen Presskannen werden mit einer kleinen Sanduhr serviert, sodass der Kaffee optimal gebrüht ist, und mit etwas Glück ziert ein lachender Bär den Cappuccinoschaum.
Hier das Interview mit dem Mitinhaber Iyadh Bouamama.
Seit wann gibt’s das Fiaker?
Wir sind seit Januar 2009 hier. Als mein Geschäftspartner und ich nach einem Namen für unser Café gesucht haben, haben wir uns an unsere Kaffeeschulung in Wien erinnert. Da haben wir den Fiaker zum ersten Mal getrunken: Kaffee mit einem Schuss Rum oder Kirschwasser, im Glas mit Schlagsahne drauf serviert. Er wurde früher von den Kutschern getrunken, daher der Name Fiaker [der Fiaker ist ursprünglich eine zweispännige Kutsche].
Woher kommst du? Was hast du davor gemacht?
Uh, so viele Sachen! Ich habe in Algier Sportwissenschaft studiert. In Tunesien habe ich dann als Animateur im Hotel gearbeitet. Irgendwann habe ich in Deutschland meine Frau kennengelernt. Seit ’96 lebe ich in Berlin. Ich hatte all die Jobs, die man macht, bis man die Sprache erlernt hat: in der Gastronomie, auf dem Bau, als Zeitungszusteller …
Was sind deine ersten Moabit-Erinnerungen?
Ich war das erste Mal in Moabit, als wir nach einem Standort für unser Café gesucht haben. Wir waren gegenüber, in der Buchkantine [die Buchkantine stand bis 2011 Bochumer Straße/Ecke Essener Straße.] und haben uns den Laden hier angeschaut. Und da grübelten wir: „Machen wir, machen wir nicht, machen wir, machen wir nicht.“
Weshalb steht das Fiaker hier in Moabit?
Das ist wirklich Zufall, wir haben fast zwei Jahre nach einem Laden gesucht, waren überall. Mitte kannst du nicht bezahlen, Prenzlberg ist auch zu teuer. Am Anfang hatten wir hier ein bisschen Angst: Es ist eine kleine, ruhige Insel mitten im Tumult, zwischen der Turm- und der Levetzowstraße. Aber der Grundschnitt war gut, die Räume schön und wir konnten die Rösterei ganz in der Nähe einrichten, im Sudhaus in der Stromstraße. So haben wir uns dafür entschieden.
Was habt ihr für Kundschaft?
Hauptsächlich Stammkundschaft aus der Umgebung: Familien, Studenten, Alleinerziehende, alles! Es gibt auch immer wieder neue Kunden, die kommen dann meist vom Hörensagen. Und ab und zu ein paar Touristen.
Was ist die Motivation eurer Kunden, hierherzukommen?
Guten Kaffee bei uns zu trinken. Wir haben ein schönes Flair, die Atmosphäre ist ein bisschen wienerisch. Meistens kommen die Leute fürs Frühstück oder zum Kaffee und Kuchen. Zur Mittagszeit eher weniger, aber wir sind gerade dabei, unseren Mittagstisch zu erweitern. Und viele entdecken unsere selbst gerösteten Kaffeebohnen zum Mitnehmen.
Was wird am meisten bestellt?
Als Frühstück das französische Frühstück, was „Leichtes“: ein Croissant mit Marmelade, Butter und einem Cappuccino. Viele Gäste bestellen unsere selbst gebackenen Brioches: Hefeteiggebäck, ebenfalls mit Marmelade und Butter. Und auch das Tiroler Frühstück mit Wurst und Bergkäse ist sehr beliebt. Der Kuchen geht natürlich immer gut weg. An Getränken vor allem Cappuccino und Latte macchiato.
Wer sind eure Mitarbeiter?
Wir haben zwei Ägypter, einen Franzosen in der Küche und drei Aushilfen: ein Tunesier und zwei Deutsche. Die kommen ab und zu, wenn hier besonders viel los ist. Insgesamt drei Mitarbeiter wohnen in Moabit, ich nicht, eher weit weg.
Was ist Kurioseste, was hier je passiert ist?
Ich habe den Schauspieler Bastian Pastewka bedient. Und Jean Pütz war mal hier. Aber es ist eigentlich nichts Besonderes passiert. Einfach nur „Hallo, ich möchte einen Kaffee“ und kein „Ach, Pastewka!!“. Nee, so was macht man nicht. Ansonsten Anekdoten passieren immer, aber man vergisst sie leicht wieder.
Moabit war …
… und bleibt!
Moabit wird …
… schöner.
Moabit braucht …
… Vielfalt.